Warum das Thema auch für Huawei & 5G-Basisstationen relevant ist
 
Was ist passiert?
Auf einer großen Solarfarm in den USA haben Ermittler in Wechselrichtern chinesischer Bauart nicht dokumentierte Mobilfunk-Module entdeckt. Diese „versteckten“ Funkkarten tauchen in keinem Datenblatt auf, können aber selbständig mit Mobilfunknetzen kommunizieren und so Firewalls und sonstige Sicherheits­barrieren umgehen. Fachleute sprechen von einer potenziellen Kill-Switch-Funktion: Per Fern­befehl ließen sich ganze Solar- und Batterieparks vom Netz reißen oder sogar physisch zerstören. 

Wer ist betroffen?
Huawei hält mit rund 29 % den größten Anteil am Weltmarkt für Solar-Wechselrichter. Weitere Hersteller unter Beobachtung sind Sungrow und Ginlong / Solis. 
Laut dem European Solar Manufacturing Council hängen in Europa bereits > 200 GW Solarleistung an chinesischen Wechselrichtern – mehr als 200 Atomkraftwerke. 

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt, dass Peking „über die internetfähigen Komponenten von Solaranlagen direkten Einfluss auf einen system­relevanten Teil der deutschen Stromversorgung“ erhalten könne. pv magazine Deutschland

Parallelen zur 5G-Infrastruktur

Solar-Wechselrichter 5G-Basisstation
Umwandeln und steuern Energieflüsse Vermitteln und steuern Mobilfunkdaten
Enthalten Firmware & Fernwartungs-Schnittstellen Enthalten Baseband-Prozessoren & Fernwartungs-Ports
Gefährdung: versteckte Modems können Netze sabotieren Gefährdung: versteckte Module könnten Daten abhören oder Netze stilllegen


Beide Gerätetypen sind Edge-Computer mit hohem Privilegienniveau. Wenn Hersteller per Gesetz zur Kooperation mit ihrem Heimatstaat verpflichtet sind (wie nach Chinas National Intelligence Law), wächst das Risiko, dass „verborgene“ Hardware- oder Software­pfade eingebaut werden, die sich von außen kaum entdecken lassen.

Schweiz: Lex Huawei und die offene Flanke im Energiebereich
Die Schweiz hat mit der sog. „Lex Huawei“ bereits ein Instrument, um Hoch­risiko-Lieferanten bei 5G-Netzen strenger zu prüfen und gegebenenfalls auszuschließen. 

Problem: Das Gesetz greift nur bei Telekomnetzen. Solar-Wechselrichter, Batterie­speicher und Lade­infrastruktur fallen (noch) nicht darunter.

Folge: Während 5G-Basisstationen inzwischen einer Risiko­analyse unterzogen werden, gelangen chinesische Energie-Komponenten oft ohne vergleichbare Prüfung ins Land, obwohl auch die Stromversorgung eine kritische Infrastruktur ist, ohne die die Kommunikation im Land zusammenbricht, wie der Blackout jüngst in Spanien/Portugal zeigte (29. April 2025).
Mögliche Gegenmaßnahmen

  1. Lieferketten-Audit auf alle kritischen Energie- und Kommunikations­geräte ausweiten.
  2. „Software Bill of Materials“ (SBOM) verpflichtend – vollständige Auflistung aller Hardware- und Firmware-Komponenten.
  3. Netzwerktrennung & Zero-Trust-Segmente: Wechselrichter nur über eine feste Kabelverbindung anbinden, weil darüber keine unkontrollierten Funkzugriffe möglich sind.
  4. Regulatorische Harmonisierung: Lex Huawei um die Energie-Sparte ergänzen – analog zu US-Plänen, chinesische Inverter rechtlich wie Hochrisiko-Telekom­komponenten zu behandeln.
  5. Schweizer Beschaffungsrecht anpassen: Bei öffentlichen PV-Ausschreibungen technische Prüfberichte (Pen-Tests) verlangen.

Ausblick

Die Energiewende vernetzt Strom- und Daten­infrastrukturen immer enger – vom 5G-Mast bis zur PV-Anlage. Die aktuelle Enthüllung zeigt, dass Security by Obscurity keine Option ist. Nur mit transparenter Hard- und Software, offenen Schnitt­stellen und unabhängigen Zertifizierungen lassen sich geopolitische Abhängigkeiten minimieren.

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